Der 2. Band der Corona-Trilogie
Leseprobe:
Kapitel 1
Jade Taylor, Agentin des Bundesamtes für Verfassungsschutz, lag mit Laura Torg im Bett, die hellen Laken zerwühlt. Eine wohltuende Ruhe erfüllte den Raum. Jades Blick glitt über den noch glühenden ausgestreckten Körper neben ihr. Kleine Schweißperlen glitzerten wie winzige Tautröpfchen auf Lauras samtener Haut. Laura war ein paar Jahre ‒ acht, um genau zu sein ‒ älter als sie. Man sah es ihr nicht an und Jade machte es nichts aus. Das war die erste Frau, die sie verstand, bei der sie sich aufgehoben und anerkannt fühlte. Sollte sie doch noch Glück haben? Eine passende Partnerin finden? Sie empfand etwas, wie angekommen sein, nicht mehr sich in Acht nehmen müssen und schieres, überwältigendes Glück. Sie fuhr mit ihrer Hand langsam die vollendete Form jenes Körpers entlang, die sanften Hügel, deren Nippel sich sofort aufrichteten, und glitt tiefer, den Körper hinunter. Laura behielt die Augen geschlossen, räkelte sich und gab ein wohliges Schnurren von sich. Die Linie ihres Mundes formte sich zu einem Lächeln. Jade beugte sich vor, öffnete ihre Lippen und leckte mit der Spitze ihrer Zunge die salzigen Tropfen von Lauras Haut. Sie wünschte sich, dass dieser Augenblick niemals enden würde. Konnte Jade dieser stolzen Frau das geben, was sie brauchte? Hatte nur die Enttäuschung durch ihren letzten Liebhaber sie in Jades Arme getrieben? War sie nur eine Laune für Laura Torg, die CFO der COOLTECH AG?
Sie hatte die Übertragung der Überwachungskameras auf dem Monitor beobachtet, wie Laura sich vor ihrem Liebhaber entkleidet hatte. Dieser Chinese Chen Ze Ren hatte nicht Laura und ihren Körper geliebt, er hatte nur die Unterlagen zu der Erfindung gewollt, zu der Laura Zugang hatte. Jade hatte mit ihrem Partner Tom vom BND Lauras Enttäuschung live miterlebt. Die beiden waren das Überwachungsteam, das mit einer versteckten Abhöranlage und Kamera das ganze Desaster mitgeschnitten hatte. Hoffentlich erfuhr Laura nie, dass sie mit Tom zusammen sie in der erniedrigenden Situation, als sie von Chen Ze Ren abgewiesen wurde, gesehen hatte. Das wäre eine Katastrophe. Laura würde ihr das bestimmt nicht verzeihen.
Laura öffnete die Augen und sah auf die blauen Flecke, die Jades Körper zierten. Ihr Lächeln bekam einen schmerzlichen Ausdruck, sie richtete sich auf und bedeckte die Blessuren Stück für Stück mit Küssen.
„Das hast du alles für mich auf dich genommen.“
Jade sagte nichts.
Lauras Handy gab einen unangenehmen Ton von sich. Es klang eigentlich wie immer, aber für Jade zerriss es den schönen Moment. Auch Laura schien es die Stimmung zu zerstören, als sie auf das Display schaute.
„Was will der denn?“
Jade rutschte zurück, zog die Decke bis zum Hals hoch. Wer konnte das sein?
Laura hielt ihr den Bildschirm hin und sie entzifferte den Namen: Chen Ze Ren.
„Geh du ran“, sagte Laura, „mach ihm klar, dass ich ihn nicht mehr sehen will, nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Nie mehr.“
Er müsse unbedingt Laura sprechen, es klang, als wenn sein Leben davon abhinge.
Laura legte ihren Kopf an Jades, um mitzuhören.
Der Chinese rief an, um seine Liebe zu beteuern. Es sei alles ein Missverständnis gewesen. Er würde streng überwacht. Er hoffe, dass keiner mitbekäme, dass er anriefe, aber er müsse sie unbedingt treffen.
Diesen Kerl wollte sie nie wieder sehen. Der hatte ihr Liebe bloß vorgespielt im Versuch, an die Pläne für die wichtigste Erfindung unseres Jahrhunderts zu gelangen. Die dem Konzern gehörte, deren Inhaber sie und ihr Bruder waren. Das Geheimnis war inzwischen gelüftet. Nachdem das Patent auf die Erfindung genehmigt war, stand der Veröffentlichung nichts mehr im Weg. Laura hatte vor kurzem davon erzählt.
„Mein Bruder hat die Präsentation zur Einführung der neueren Akkugeneration gestaltet wie früher Steve Jobs für Apple oder ähnliche Typen. Es war eine riesige Show. Mein Bruder beherrscht das. Das ist ja sein Ding. Unser Akku wird die Automobilindustrie revolutionieren. Die E-Autos, die durch die neuartige Form des Speichers jetzt eine Reichweite von weit über tausend Kilometern mit einer Batterieladung haben. Die Produktionszahlen der Werke steigen bis an die Kapazitätsgrenzen. Der Aufbau weiterer Werke geht voran. Bis 2025 werden wir den Markt vollständig beherrschen und eine flächendeckende Versorgung gewährleisten können.“
Lauras Begeisterung war ansteckend. Jade waren die Fakten bekannt. Das Unternehmen hatte über einen Wissenschaftler, den sie aus Venezuela eingekauft hatten, die Technik entwickelt. Sie wusste auch über die vielen Differenzen, die das Geschwisterpaar hatte, dass sie aber im Ernstfall zusammenhielten.
„Das habe ich ihm auch zugetraut. Genau so habe ich ihn kennengelernt“, sagte Jade über Lauras Bruder.
„Danach sind unsere Aktien quasi in den Himmel geschossen.“
Aktien, dachte Jade, das ist es. Hatte Tom nicht erwähnt, dass diese Organisation, die angeblich auch hinter der Corona-Pandemie stecken sollte, die ein einziger großer Fake sei, einen großen Anteil an den Aktien der COOLTECH AG hielt? Sie mussten unbedingt sehen, ob über den Aktienbesitz nicht feststellbar war, wer sich hinter dieser Organisation verbarg.
Jade streifte die Decke ab und ging zum Fenster. Sie spürte den samtweichen Flor des dicken Teppichs unter ihren Füßen. Ein leichtes Frösteln lief durch ihren Körper, als sie auf den Moltkepark hinaus schaute. Das Sonnenlicht vertrieb das Schaudern, wärmte sie, fühlte sich gut auf ihrer Haut an.
Laura stand auf, nahm etwas von ihrer Frisierkommode und ging auf Jade zu.
Jade ließ keinen Moment die Augen von Laura und genoss den Anblick ihres ebenfalls gänzlich entkleideten Körpers in der Bewegung.
Laura drückte ihr ein kleines Stück Plastik in die Hand.
„Für dich.“
Jade sah es an, drehte es hin und her.
„Was ist das? Sieht aus wie ein Kommunikator aus Star Trek?“
Laura nahm ihr Gesicht in beide Hände, strahlte Jade an und drückte ihr einen Kuss auf den offenen Mund.
„Das ist der Schlüssel zu einem Tesla Modell S. Ich leih ihn dir, solange du ihn haben willst.“
„Das geht doch nicht.“
„Doch. Ich möchte es. Du kannst ihn ruhig annehmen. Du bist jetzt eine unserer Testfahrerinnen. Der Wagen ist mit dem neuen Akku ausgestattet. Reichweite 1500 bis 2000 km.“
„Unglaublich! Aber …“
„Kein Aber! Wir setzen das doch alles von der Steuer ab. Warum sollst du nicht davon profitieren?“
So war sie eben, dachte Jade, ganz die Geschäftsfrau. Sie merkte, wie ihr Gesicht vor Freude glühte. Jade, die sonst privat aus Überzeugung öffentliche Verkehrsmittel bevorzugte, empfand das als ein spannendes neues Experiment.
„Es ist der rote.“ Laura schob die Gardine zur Seite und deutete aus dem Fenster. „Ich finde, er passt gut zu dir.“
Jade lächelte, näherte sich Laura und legte ihre Arme um sie. Ihre Körper berührten sich, schmiegten sich aneinander. Sie spürte Lauras Atem. Ihr Geruch nahm sie erneut gefangen.
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