Der 3. und letzte Band der Corona-Trilogie

Die Voraussetzungen sind ungünstig. Tom Forge wird in Gibraltar gefangen gehalten, Jades Beziehung zu Laura ist von Eifersüchteleien geprägt und der Leiter der operativen Abteilung IV des Verfassungsschutzes, Dr. Lawrence Hall, vernachlässigt aus privaten Gründen seine Aufgaben. Kann seine Assistentin Babette Kahn ihn ersetzen?
Bei der Überwachung der HAWALA Stationen in Deutschland, wird eine Terroristin bei der Abwicklung eines illegalen Geldtransfers beobachtet. Diese Spur führt zu ersten Hinweisen auf die Drahtzieher. Als sich auch noch die CIA einmischt, liegen die Nerven blank und der Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Gelingt es dem eingespielten Team den Anschlag zu verhindern und gleichzeitig den Chef der kriminellen Organisation der Großen Sechs endgültig das Handwerk zu legen?
Der ultimative Thriller über Bekämpfung des Terrorismus vor den dunklen Machenschaften im Coronaalltag, dem Kampf gegen das Virus und seine Hintermänner. In 56 Kapiteln führt der Autor den Leser durch den undurchschaubaren Dschungel der Geheimdienste. Harte Action und überraschende Wendungen steigern den Spannungsbogen bis zum finalen Shodown.
Leseprobe:
Jade hatte ihn wirklich erschossen. Daran gab es nichts zu beschönigen. Immer wieder kamen die Bilder hoch. Es gelang ihr nicht mehr zu unterscheiden, ob in wachem Zustand oder im Traum. Die Szene drängte sich in allen Einzelheiten auf. Tom stand neben ihr, sie selbst leicht vorgebeugt, eine Hand auf der Stuhllehne. Beide schauten zur Eingangstür, in der der Feind stand und eine Waffe auf sie richtete. Jade stieß den Stuhl nach hinten und sprang zur Seite. Es war eine fließende Bewegung, bei deren Abschluss sie wieder eine stabile Position innehatte. Die Glock lag fest in ihrer Hand. Alles automatisiert, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Dank des langen und intensiven Trainings. Noch ehe Tom einen Schritt auf den fremden Mann zugehen konnte, in ihr Schussfeld geriet, drückte sie ab. Ohne zu zögern. Treffer.
Das Bild wiederholte sich in Zeitlupe immer wieder vor ihrem inneren Auge. Der Moment, in dem die Kugel einschlug, durch die Jacke und das Hemd in den Körper des Mannes. Der Knall des Schusses war nicht zu hören, sondern nur das leise Klatschen des Aufpralls. Zumindest bildete sie sich das ein. Eigentlich konnte das überhaupt nicht sein. Das konnte man doch gar nicht wahrnehmen. Spielte ihre Fantasie ihr einen Streich? Gaukelte ihr vor, dass es sich so anhörte? Es war Notwehr. Sonst hätte er Tom oder sie erwischt. Abzudrücken war die einzig richtige Entscheidung gewesen. Das hatte man ihr immer wieder versichert. Aber stimmte das? Hätte es keine andere Lösung gegeben? Wäre es nicht möglich gewesen, ihn nur zu verwunden? Sie fühlte sich kraftlos und gleichzeitig aufgekratzt. Ihre Augen brannten von dem Starren in der Dunkelheit. Dieser Mann, Beck war sein Name, blieb tot. Es war ihre Schuld, ihr Gewissen war damit belastet. Sie hatte sich vorher nie damit beschäftigt, was passieren würde, wenn sie im Einsatz jemanden töten musste. Doch als es dann geschah, war das etwas ganz anderes als das Reden darüber und das Trainieren. Nach Lehrbuch hatte sie ihre Aufgabe bravourös erledigt. Das Ergebnis blieb dasselbe. Die Person war tot. Egal, was dieser Mann getan hatte, er war ein Mensch, der Eltern hatte, vielleicht Kinder, Freunde, eine Ehefrau oder Gefährtin und Nachbarn.
Jade hatte ihm das Leben genommen. Sie hatte das angerichtet. Aber vielleicht musste es so sein. Das war das Leben, für das sie sich entschieden hatte. Es war halt nur das erste Mal, dass es dazu gekommen war. Es konnte jederzeit wieder geschehen. Bei zukünftigen Einsätzen. Das war nicht zu ändern. Gehörte zu ihrem Job. Sie hatte es nicht anders gewollt. Nur – jetzt hatte sich ihre Einstellung geändert. Der Tod war so etwas Endgültiges. Durfte ein Mensch so handeln? Durfte sie richten, ohne dass ein Richter vorher die Sachlage beurteilt und die Entscheidung getroffen hatte? War sie in so einer Situation überfordert, in der es keine Zeit dafür gab, einen Vorgesetzten zu informieren? Seine Zustimmung einzuholen? War es wirklich Notwehr? Hatte es keine andere Handlungsalternative gegeben? Jetzt war es nicht mehr zu ändern. Würde sie das aushalten? Damit leben können? Wieder kämpfen, wenn es eine neue Situation erforderte? War sie noch dienstfähig im Sinne ihres Auftrages? Konnte sie sich weiter ohne Vorbehalt für ihre Aufgaben im Verfassungsschutz einsetzen lassen? Sie wollte diesen Beruf nicht aufgeben. Es war genau das, was sie tun wollte. Schon immer. Jade hatte nicht gezählt, wie oft sie sich in ihrem Bett hin und her geworfen hatte. Schweißgebadet: Wieder tastete sie nach ihrem Handy, drückte darauf und starrte auf das erleuchtete Display. Drei Uhr sechsundfünfzig. Hatte sie überhaupt ein Auge zugemacht? Es kam ihr vor, als wenn sie höchstens eine Stunde geschlafen hatte.
Diese Träume, dieses Grübeln, diese Gedanken sollten aufhören. Hoffentlich merkte das im Amt niemand. Sie musste stark sein. Was würden die anderen sonst von ihr denken? Sie würden ihr den Job wegnehmen, ihr andere Aufgaben im Innenbereich geben. Oder sie zum Psychodoktor schicken. Auch Tom durfte nicht wissen, wie sehr es sie noch belastete. Er musste sich auf ihre Hilfe auch in Extremsituationen verlassen können. Er durfte nichts von ihren Zweifeln wissen. Sonst hätte er recht, dass er ihr nicht mehr vertrauen könnte. Das war schon einmal Thema zwischen ihnen. Am Anfang ihrer Zusammenarbeit hatte er ihr eingeschärft, wie wichtig Vertrauen zwischen den Partnern sei. Sonst wollte er nicht mit ihr in einem Team bleiben. Sie hatte ihm zugesagt, dass er sich auf sie verlassen könne. Hoffentlich gelang es ihr, diese Gedanken eines Tages zu vertreiben. Sie spürte ein Kratzen im Hals. Ihr Mund war ausgetrocknet, das Bett ein einziges zerwühltes Durcheinander und der Schweiß auf ihrer Haut war eiskalt. Die Haare klebten ihr im Gesicht. Sie strampelte sich frei und tappte im Dunkeln in die Küche, hielt ein Glas unter den Kran, ließ es volllaufen und trank es in einem Zug aus. Dann ging sie ins Bad, streifte ihre feuchten Sachen ab und stellte sich unter die Dusche. Das Wasser beruhigte sie. Nach und nach fühlte sie sich besser. Die negativen Gedanken verschwanden. Zumindest für den Moment. Aktiv werden, konstruktiv vorgehen, das half ihr. Tom, ja, was mochte mit ihm sein? Sie erinnerte sich an die letzten Sekunden, als er auf dem Dach in den Hubschrauber gezogen wurde. Wo mochte er sich jetzt aufhalten? Lebte er noch? Sie hatte schon alles nur Erdenkliche getan, um seiner Spur zu folgen. Was konnte sie noch tun? Sie musste ihn finden!
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